Digitale Emanzipation

Emanzipation ist laut Wikipedia ein Akt der Selbstbefreiung mit dem Ziel, mehr Freiheit und Gleichheit zu erlangen. Das kann man in vielerlei Hinsicht erreichen und charakterisieren. Ich befasse mich in diesem Artikel mit der „digitalen“ weil die Welt, in der wir leben, nun mal immer mehr von Systemen durchdrungen und bestimmt wird, die von Computern gesteuert werden. Computer, also Rechner, übernehmen das Berechnen, wo man es früher mit den Fingern getan hat (lat. digitus: der Finger), im englischen heißt eine Ziffer „digit“. Einerseits geht es hier also um digitale Emanzipation, weil wir in einer digitalen Welt leben. Zweitens um eine Befreiung vom digitalen Umfeld, in das wir uns verstrickt haben. Und drittens um die Wiedererlangung von Gleichheit unter den Menschen.

Uiui, was? Naja, fangen wir mal klein an.

Ich habe eine Vorstellung davon, einen Wunsch, Traum oder Vision, wie und wohin sich die Erde und die Menschheit darauf entwickeln sollte. Allein kann ich das nicht erreichen. Aber ich kann dazu mit meinem Verhalten beitragen, und meine Überlegungen dazu mit anderen Menschen teilen, in der Hoffnung, dass  Sie darüber nachdenken, mit mir diskutieren, und wir eine gemeinsame Vision und einen gemeinsamen Weg entwickeln, dorthin zu gelangen.

So ein Weg ist lang und schwer, und es hilft, wenn man andere hat, die sich auf dem gleichen Weg befinden, damit man sich gegenseitig austauschen und unterstützen kann. Man kann ihn nicht an einem Tag mit einem riesen Sprung bewältigen, sondern nur durch viele kleine Schritte.

So weit die Allgemeinplätze. Wie geht’s los? Diese vielen kleinen Schritte möchte ich, während ich sie selbst gehe, hier erzählen, um euch dazu einzuladen, darüber mit mir zu diskutieren und sie selbst zu gehen. Einen kleinen Vorsprung habe ich schon, aber ihr könnt schnell aufholen.

Einige von den Schritten bringen Kosten (also Geld), Arbeitsaufwand (also Zeit), oder Veränderungen in dem Leben, wie man es bisher gewohnt war (also Qualität), mit sich. Übellaunige Zeitgenossen könnten das „Einschränkungen“ nennen.

Doch nicht alles sind technische Vorkehrungen, die man trifft, vieles auch einfach bewusstes Nachdenken oder geändertes Verhalten. Hier geht es jetzt erstmal um das technische. Die einzelnen Punkte möchte ich demnächst noch teilweise mit eigenen Artikeln genauer erläutern.

Was also sind die Schritte? Woll’n mal sehen:

  • Eine andere Suchmachsine – Finden ohne gefunden zu werden
    Kosten: Keine, Aufwand: Gering, Veränderungen: Gering.
    Die Google-Such ist das allumfassende und beherrschende Werkzeug, um im Internet Dinge zu finden. Doch speichert Google bei der Nutzung auch Informationen über euch. Warum also nicht einfach mal eine Alternative ausprobieren? Empfehlung: startpage.com zur Suche nach deutschsprachigen Inhalten, DuckDuckGo bei englischsprachigen nutzen und direkt oben im Browser-Suchfeld einstellen
  • Ein gutes Webhosting mit eigener Domain – Grundlage für vieles Weitere.
    Kosten: 1,50€ im Monat, Aufwand: Gering, Veränderungen: Keine.
    Hier geht es darum, sich einen Brückenkopf im Internet zu schaffen. Einen sicheren Hafen, dem man vertrauen und auf den man sich verlassen kann, der Anlaufpunkt von Außen (also für andere als man selbst) und Ausgangspunkt von innen (also für einen selbst) ist. Meine Empfehlung: Ein uberspace.
  • Selbst verwaltete E-Mail-Adressen – Weg von GMX, Google, Yahoo und den anderen. Kosten: Keine, Aufwand: Gering, Veränderungen: Gering.
    E-Mail ist das wichtigste und beste Kommunikationsmedium. Hierüber laufen nicht nur Newsletter, persönliche Nachrichten oder andere Dinge, die mancher vielleicht „unwichtig“ nennen würde. Es ist auch der Kanal für wichtige Dokumente, die Daten enthalten, die die Privatsphäre berühren und vor allem Passwörter: Wer Kontrolle über das Mail-Konto hat, kann in kürzester Zeit auch auf alle anderen Konten zugreifen, die Identität übernehmen und großen persönlichen und finanziellen Schaden verursachen. Meine Empfehlung: uberspace.
  • RSS-Feeds lesen – Den „richtigen“ Nachrichtenfluss sicherstellen.
    Kosten: Keine, Aufwand: Gering, Veränderungen: Keine.
    Nur aufgrund von Informationen können wir Entscheidungen treffen und uns Meinungen bilden. Also sollten wir auch sicherstellen, dass wir die Nachrichten lesen, die uns interessieren und nicht auf die beschränkt sind, die andere uns lesen lassen möchten.
  • Podcasts hören – In die Tiefe gehen.
    Kosten: Keine, Aufwand: Gering, Veränderungen: Keine.
    Ähnlich wie beim Lesen von Feeds geht es auch hier darum, an Informationen das zu empfangen, was einen selbst interessiert und betrifft. Podcasts können da häufig sehr umfangreich sein und in die Tiefe gehen. Und sie eignen sich besonders für Zeiträume, in denen man zwar beschäftigt ist (nicht lesen kann), aber zuhören kann, z.B. beim Bahn-fahren oder bei der Hausarbeit.
  • Ein freies Betriebssystem auf dem Mobilgerät – Vertrauenswürdige Grundlage
    Kosten: Keine, Aufwand: Mittel, Veränderungen: Mittel.
    Das Leben ohne Handy oder „Smartphone“ ist heute kaum noch denkbar. Es hat zwei Kameras, mehrere Mikrophone, GPS-Ortung, Sensoren für Ausrichtung und Beschleunigung, ist die Plattform für all unsere Kommunikation, ist ständig an und im Netz und wir haben es immer und überall dabei – eine optimale Überwachungswanze. Im Laden gekauft enthält es außer dem „rohen“ Betriebssystem noch sehr viel zusätzliche Software von Betriebssystem-Hersteller, Hardware-Hersteller, Netzbetreiber und Werbe/Vertragspartnern. Das sind sehr viele Akteure, denen man vertrauen muss, dass sie mit dem Handy nicht machen, was sie wollen. Es gibt hier keine perfekte Lösung, aber man kann die Situation zumindest verbessern. Ich empfehle Android Cyanogenmod.
  • Ein freies Betriebssystems auf dem eigenen Rechner – Vertrauenswürdige Grundlage
    Kosten: Keine, Aufwand: Mittel, Veränderungen: Mittel.
    Ganz ähnlich verhält es sich eigentlich auch mit dem (zumindest einstigen) „Hauptrechner“, Stand-PC oder Laptop. Die Empfehlung hier: Linux Mint
  • Überblick über seine eigenen BewgungenWissen und zeigen, wo man war
    Kosten: Keine, Aufwand: Mittel, Veränderungen: Gering.
    Hierbei geht es weniger um Veränderungen. Die meisten von euch werden sich über das Thema bislang wenig gedanken gemacht haben. Es geht eher um Fortentwicklung und Verbesserung. Google hatte mal einen Dienst namens „Latitude“, mit dem man seinen Standort an andere weitergeben konnte, das ist ein Aspekt, ein anderer ist Darstellung von Daten und Werten, die einen betreffen und ein dritter die Erzeugung von Karten, dia als Werkzeug für etwas dienen können.
    Meine Empfehlung: uMap selbst installieren und betreiben.

Ein Wort zu Apple, Google, Facebook, Microsoft, Dropbox

Bei einigen der oben angeführten Punkte ist man leicht versucht zu sagen: „Warum der Aufwand? Geht doch auch jetzt schon super!“, etwa bei E-mails oder Handys. Wenn „jetzt schon“ bedeutet, dass man sich Apple mit einem iPhone ausliefert, Google News als Informationsquelle betrachtet oder sich auf ein Microsoft Windows als Betriebssystem verlässt, dann bin ich da kein Freund von. Man vertraut damit, meist unbewusst, großen und mächtigen Konzernen. Teilweise zahlt man diesen Konzernen nicht mal etwas dafür. Die sind aber (nur!) ihren Aktionären verpflichtet, der Dividende, also ist man nicht der Kunde, sondern die Ware. Darüber hinaus kann man an der Gesetzeslage und Rechtsprechung ihrer Herkunftsländer durchaus seine Zweifel haben, die letzten Jahre haben uns dies gezeigt.

Und da ist man wieder bei der Unabhängigkeit und Freiheit, der eingangs erwähnten Emanzipation.

Das soll für den Anfang genügen. Ein paar weitere wichtige, aber eher fortgeschrittene Punkte, hier in Kürze, ich hoffe sie in Zukunft noch zu erweitern:

  • Eigenes SSL-Zertifikat
  • E-Mail-Verschlüsselung
  • Owncloud statt Dropbox
  • Freier Browser + Plugins
  • Raspberry Pi oder anderen Einplatinencomputer
  • Der Konzern Google (Nest, Maps, Boston Dynamics, Android, Gmail)
  • Friendica, StatusNet und pump.io
  • XMPP/Jabber

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