Archiv für den Monat: Februar 2021

Die Prämisse

Bevor man einzelne, spezielle Aspekte des Lebens des Menschen auf der Erde beleuchten und diskutieren kann, sollten wir erst einmal versuchen, die Bühne zu bereiten, den Kontext zu etablieren, den Gesamtzusammenhang zu schaffen, in den dann später einzelne Themen eingeordnet oder „eingehängt“ werden können. Es sind die Grundlagen, bei denen ich davon ausgehe, dass eine Übereinstimmung besteht. Bevor das der Fall ist, erscheint mir eine tiefergehende Diskussion über darauf aufbauende Dinge unsinnvoll, dann sollten wir uns ersteinmal hierüber unterhalten. Es ist der „common ground„, die Gesprächs- und Diskussionsgrundlage, die gemeinsame stabile, nicht in Frage gestellte Plattform, auf der beide Diskutantinnen stehen, von der aus sie argumentieren und ihre Logik-Gebäude errichten, an dem sie sich emporhangeln und schauen, bis wohin die Stockwerke verbunden sind und ab wann sie sich auseinanderentwickeln oder wo Brücken geschlagen werden können. Die Prämisse, die grundsätzliche Ziel- und Problemstellung:

Die Menschheit muss mit ihrem Planeten „nachhaltig“ umgehen, im ursprünglichen Sinne des Begriffes aus der Forstwirtschaft: Nicht mehr Ressourcen pro Zeit nutzen (vulgo „verbrauchen“), als zur Verfügung stehen bzw. sich nachbilden, so dass die Bedingungen, unter denen der Mensch leben kann (Temperatur, Atmosphäre, Wasser, Nahrung, Lebensraum etc.), über einen langen Zeitraum gewährleistet bleiben. Äußere Einflüsse wie Meteoriteneinschläge lassen wir mal außen vor, und nach Außen strebende Aktivitäten wie Besiedelung anderer Planeten auch, ebenso wie Interaktionen mit außerirdischen intelligenten Spezies von anderen Planeten. Beobachtungsobjekt ist also die Menschheit mit ihrem Planeten Erde über einen längeren, aber absehbaren Zeitraum, sagen wir 200 Jahre.

Momentan sieht das aus verschiedenerlei Gründen schlecht aus: Die Temperatur steigt, das Wasser wird verschmutzt, die Luft wird verschmutzt, das Land wird sowohl verschmutzt als auch anderweitig stark in Mitleidenschaft gezogen (Oberflächenversiegelung, Waldrodung etc.), andere Lebewesen auf dem Planeten werden beeinträchtigt oder sogar ausgerottet. Da der Planet eben ein zusammenhängendes, komplexes Ökosystem ist, ist schwer abzusehen wie ganz genau die einzelnen Auswirkungen zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Sicher festzuhalten ist aber, dass sie zusammenhängen und sich gegenseitig aber auch den Gesamtzustand des Planeten beeinflussen, und dass einzelne Einflüsse teilweise gravierende Auswirkungen haben. Ebenfalls ist klar, dass die Menschheit durch ihr Handeln viele solcher Einflüsse ausübt
=> Menschengemachter Klimawandel existiert und die Menschheit hat in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten, insbesondere seit der Industrialisierung, den allergrößten Einfluss auf die Ressourcennutzung und den Zustand des Planeten.

Wenn der Schaden einmal angerichtet ist, ist es sehr schwer und aufwändig, ihn wieder auszugleichen oder zu reparieren: Bäume wachsen nur langsam nach, ausgerottete Tiere sind dann halt weg, Schwermetalle oder andere Gift-/Abfallstoffe sind nur schwer aus Erde, Wasser oder Luft zu entfernen, dazu zähle ich hier einmal auch Kunststoff und CO2.

Forschung und Entwicklung gehen langsam aber stetig vonstatten, wenn Anstrengungen fokussiert werden, können auch in kurzer Zeit erstaunliche Leistungen vollbracht werden. Eine Krankheit, die die reichen Industrienationen betrifft, bringt auf einmal innerhalb 3-12 Monaten um die 20 wirksame Impfstoffe hervor. Plötzliche Heureka-Entdeckungen gibt es dabei eher nicht, stattdessen schrittweise, aufeinander aufbauende Erkenntnisse und Umsetzungen, die davon leben, dass viele unterschiedliche Menschen sich aus vielen unterschiedlichen Perspektiven und mit vielen unterschiedlichen Kontexten mit einem Thema auseinandersetzen und darüber austauschen; dass Thesen überprüft, Experimente nachvollzogen und so eine Mehrheitsmeinung („Wahrheit“) gebildet wird, die auf reproduzierbaren Fakten beruht
=> Wissenschaft funktioniert.

Jetzt ist die Menschheit eben alles andere als homogen, sondern sehr unterschiedlich und vielfältig: Aussehen, Kulturen, Religionen, Sprachen, Lebensweisen; auf der anderen Seite gelten einige Dinge für alle Menschen gleichermaßen, nämlich was zum Leben benötigt, wonach gestrebt wird: Getränke/Wasser, Nahrung, Kleidung, Unterkunft, Sicherheit (also Absehbarkeit der Zukunft), Verbesserung der Lebensumstände, Faulheit/Luxus, Liebe. Letzteres heißt Aufmerksamkeit und Wertschätzung durch andere Menschen. Letztlich können diese, vor allem letztere Dinge in unangenehme Situationen münden: Hochmut, Neid, Missgunst, Gier, Machtstreben und -Ausübung etc.; in letzter Konsequenz Ausbeutung, Sklaverei, Krieg.

Ein einzelner Mensch allein kann wenig erreichen, aber was den Menschen ausmacht ist die Möglichkeit zur intensiven Kommunikation untereinander, voneinander zu lernen und Wissen auch in formalisierter Art zu speichern und an andere Menschen und Generationen weitergeben zu können, dafür haben wir gerade in den letzten Jahrzehnten erstaunliche und ausgeklügelte Werkzeuge und Kommunikationsmittel entwickelt. Im Prinzip kann sich jeder Mensch in Echtzeit mit jedem anderen über alles austauschen, asynchron und unidirektional sogar mit Menschen anderer Zeiten. Kommunikation gibt uns auch die Möglichkeit zur Arbeitsteilung und damit der Spezialisierung und Hierarchisierung. Zusammen mit der Fähigkeit, Werkzeuge zu nutzen, zu entwickeln und zu verbessern eröffnet dies der Menschheit quasi unbegrenzte Möglichkeiten, jedenfalls im Rahmen der physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Die können durch eben die menschlichen Möglichkeiten oft genug von Hindernissen zu Wegen umgemünzt, oder durch z.B. Alternativ-Wege kompensiert werden.
=> Vielfalt und Diversität ist wichtig und positiv, gemeinsam ist man stark.

Ein einzelner Mensch steht so immer auf den Schultern von Giganten, hat einzeln an sich kaum Einflussmöglichkeiten auf das Weltgeschehen, kann aber durchaus wichtige Beiträge beisteuern, die in der Summe und im Produkt Forstschritt ergeben. Gleichzeitig können Werkzeuge und soziale Konstrukte einem einzelnen Menschen eben doch einen großen Einfluss geben, das ist dann Macht: Die Möglichkeit, die Geschicke anderer Menschen zu bestimmen.

Weiterhin bestimmt werden die Geschicke von Menschen durch äußere, kaum beeinflussbare Begebenheiten: Wann und Wo und in welche gesellschaftliche Position sie hineingeboren werden. Und hier kommen wir zu Ungerechtigkeiten: Die Chancen für Menschen sind sehr ungleich verteilt, ein weißer Sohn in einer deutschen Akademiker-Familie hat viel mehr Möglichkeiten als ein Mädchen in einem indischen Slum. Solche situative Gefälle erzeugen Spannungen, ganz so wie Ladungsgefälle elektrische Spannungen bedeuten: Arm und Reich, Machtvoll und unterdrückt, privilegiert und gewöhnlich.
Wenn also der Zugang zu den Mitteln, die die Grundbedürfnisse befriedigen, ungerecht auf Menschen aufgeteilt ist, entstehen Konflikte bis hin zu Kriegen: Um Lebensraum, Nahrung, Wasser und Energie.

Energie ist die eine paradoxe Schlüssel-Ressource: Sie steht uns aus menschlicher Perspektive unbegrenzt zur Verfügung, die Sonne scheint seit Jahrmillionen und wird es weitere Jahrmillionen tun, die abgegebene Energiemenge ist nahezu unermesslich und übersteigt die vom Planeten Erde und der Menschheit benötigte Menge um viele Größenordnungen. Aufgrund des als E = mc² sehr simpel erscheinend beschrieben Naturgesetzes der Äquivalenz von Masse und Energie könnten materielle Probleme auf der Erde theoretisch durch die Umwandlung aus Energie gelöst werden: Saubere Luft, Wasser, Nahrung, Boden herzustellen, so wie der Replikator aus Star Trek. Das Wissen der Menschheit und die bisherigen Werkzeuge reichen dafür aber noch nicht aus. Es geht also weniger um die Verfügbarkeit von Energie, sondern um die Zugänglichkeit zu nutzbaren Formen von Energie und dem notwendigen Wissen und Werkzeugen zur Umwandlung von Energie. Denn auch ohne bis auf das subatomare Level herunterzugehen, kann man natürlich mit Energie Masse oder Materie beeinflussen, am ehesten erkennbar bei mechanischer Energie.

Man könnte also sagen: Hätten wir unbegrenzten Zugang zu nutzbarer Energie, dem nötigen Wissen und Werkzeugen, könnten wir alle materiellen Probleme lösen. Und gölte das für alle Menschen gleichermaßen, würden sich Gefälle abbauen und damit auch alle Konflikte und sozialen Probleme lösen lassen.

Also ist die Energieversorgung der Schlüssel des 21. Jahrhunderts. Jetzt haben wir nur das Problem, dass wir uns selbst ziemlich unter Zeitdruck gesetzt haben: Im momentanen Zustand und mit der momentanen Art und Geschwindigkeit der Veränderungen und des Ressourcenverbrauchs, bleiben uns keine 80 Jahre mehr, die essentiellen materiellen Probleme zu lösen; nebenbei verschärfen die jetzt schon eingetretenen Folgen sowohl die materiellen als auch die sozialen Probleme und verkleinern damit den Lösungsraum und verkürzen die Lösungszeit.

Können wir uns auf diese Prämisse erstmal einigen?

Wie alles begann – Der Sinn des Lebens

OK, ich will also die gesammelten Gedanken vieler Jahre (nachvollziehbar!) festhalten. Irgendwo muss ich beginnen, und das scheint mir zu sein, festzustellen, was das bestimmende Element für mich ist. Das Fünfte?

Ich bin – und höchstwahrscheinlich seid auch ihr Leser – ein Exemplar der Art Homo Sapiens, des „verständigen Menschen“, daher liegt  uns der Fortbestand und das Wohl und Wehe dieser unserer Art besonders am Herzen. Ihr Wohlergehen ist automatisch der oberste Rahmen unseres Handelns. Innerhalb der Art können wir kommunizieren und uns fortpflanzen, daher bildet sie die größte, allgemeine und natürliche Menge, die zusammenhängend zu betrachten ist.

Die Menschheit lebt auf einem Planeten, auf dessen Oberfläche wir jeden Ort mit geringem Aufwand erreichen können, in dessen inneres wir nur beschwerlich und wenig eindringen können und den wir noch nicht weit oder lange verlassen können. Wir haben uns die Erde Untertan gemacht, wir beherrschen Sie, wir haben die Fähigkeit und Macht, sie zu gestalten und zu verändern und das auch schon vielfach bewiesen.

Das bedeutet keineswegs, dass die anderen Arten, seien es Pflanzen, Tiere oder z.B. Bakterien weniger lebenswert oder wichtig oder niederer wären und beliebig behandelt werden könnten. Allein aus reinem Eigennutz ist eine Ausrottung nicht angezeigt, denn wir Menschen sind schon immer auf andere Lebewesen angewiesen um unsere Ernährung, Bekleidung, Werkzeuge, Unterkünfte, Fortbewegungsmittel oder Gesunderhaltung zu gewährleisten. Allein ist der Mensch nicht überlebensfähig sondern auf andere Organismen angewiesen, er lebt innerhalb eines globalen Systems, der Biosphäre.

Aus dieser Perspektive leitet sich für mich automatisch eine Art kollektiver „Sinn des Lebens“ ab: Für die eigene Art nützlich zu sein, sie zu sichern, ihr zu helfen. Das bedeutet, der Sinn nicht nur meiner Existenz und meines Lebens, sondern jedes Menschen ist oder sollte es meiner Auffassung nach sein, ein zuträgliches Exemplar unserer Art zu sein. Ihr nicht zu schaden, sondern im Gegenteil zu nützen, sie voran zu bringen.

Im Hinblick auf welche Aspekte, mit welchen Mitteln und wie das geschehen könnte möchte ich gerne hier mit einer Reihe weiterer Artikel diskutieren. Den Auftakt machen Ziel und Problemstellung, die Prämisse.

Der individuelle Sinn hingegen, also mein ganz eigener, persönlicher Antrieb und Ziel der Existenz unterscheidet sich vom kollektiven und ist natürlich wohl von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ich kann nur für mich sprechen, würde aber dennoch annehmen, dass es viele Mitmenschen gibt, denen es ähnlich geht. Zumindest schadet es nicht, sich einmal selbst Gedanken zu machen, was man im Leben erreichen möchte oder wie man es verbringen möchte.

Im Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit und damit Endlichkeit und Begrenztheit des eigenen Lebens, ist, so abgedroschen das auch klingen mag, der Weg das Ziel: Das Verbringen des Lebens an sich und weniger eine Art Aufstellung und Abrechnung an dessen Ende. Mir wohnt das Bestreben nach einer Mehrung des Glückes, also möglichst viel glücklich-sein inne. Doch wie ist das zu machen?

Eine Methode scheint für mich bislang gewesen zu sein, zu genießen, also eine weitere hohle Phrase, das „Carpe Diem“, „fange den Tag, genieße den Augenblick“: Das Bemühen, schöne Erlebnisse zu haben, viel zu entdecken, erfahren und zu lernen und die Essenz als gute Erinnerungen zu sammeln.

Nun sind all diese Aspekte keine wirklich bewussten Entscheidungen oder festgehaltenen Lebensmottos gewesen, sie scheinen mir stattdessen ganz automatisch und natürlich entstanden und entwickelt und ich mich unterbewusst an ihnen orientiert zu haben.

Was genau mir Freude bereitet und mich glücklich macht, ist auch nicht ganz einfach zu fassen. Eine Hauptrolle spielt auf jeden Fall das soziales Umfeld, die Eltern, Geschwister, Freunde und Bekannte, Lebenspartner. Auch hier wieder eine Phrase: „Qualität vor Quantität“ – es sind meist eher wenige, ausgesuchte Menschen und keine großen Mengen, mit denen ich die Erlebnisse teile.

Später mehr dazu.

Worum es hier eigentlich geht

Ich habe dieses Blog einstmals eingerichtet, um meine Gedanken zu ordnen und festzuhalten, sie aus dem Kopf zu bekommen und dort wieder Platz für neue Gedanken zu schaffen, aber vor Allem auch um sie anderen Menschen zugänglich zu machen, auf dass sie als Denkanstoß und Diskussionsgrundlage dienen mögen und als Aufforderung zur Entgegnung, zu einem kritischen Diskurs. Ich denke immer ziemlich viel nach, versuche mir möglichst vielseitige und umfangreiche Informations- und Meinungsquellen zu erschließen und vor Allem viel mit Menschen zu reden, sie zu fragen, von ihnen zu lernen und ihre Gedanken und Sicht zu verstehen.
Ich halte daher das, was ich hier niederschreibe für recht durchdacht und schlüssig, aber beanspruche keinesfalls die reine Wahrheit, auch nicht Originalität oder einen Gedanken das erste Mal gehabt oder geäußert zu haben. Leider kann ich nicht alle Quellen angeben, die mich zu den Überzeugungen geführt haben, also erfüllen die Texte nicht einmal einen wissenschaftlichen Anspruch.
Ich bitte euch Leserinnen daher, Gedanken, die ihr während des Lesens meiner Texte habt, mit mir zu teilen, sei es als öffentliche Kommentare darunter oder private Mails/Nachrichten. Es muss nicht besonders lang oder ausgeklügelt sein, aber es hilft jede Entgegnung oder Hinweis auf Dinge, die ich schlecht, falsch oder lückenhaft betrachtet habe oder die ihr anders seht.

Dass ich das Blog eingerichtet habe, ist schon Jahre her, und seitdem ist es überwiegend ungenutzt geblieben, abgesehen von wenigen Artikeln der gedachten Art, einigen weiteren technischen, der mittlerweile umgezogenen Startzelle des Wahl-O-Cast und von Anne Bude. Einerseits findet oder nimmt man sich keine Zeit, dann doch endlich loszuschreiben, andererseits gibt es da natürlich auch Hemmungen, seine Gedanken vor der Welt auszubreiten und die ganz banale Angst, dass es niemanden kümmert, das zu lesen und darauf noch zu reagieren – „what if they say I’m no good?“. Zumindest letzteres muss man wohl einfach überwinden und es sollte helfen, dass das Erreichen möglichst vieler Menschen ja ein sehr nachgeordnetes Ziel ist, zumindest wenn ich meiner eigenen Auflistung oben folgen. Mal schauen, ob es diesmal besser wird als bei den vorigen Versuchen.

Also los!