OK, ich will also die gesammelten Gedanken vieler Jahre (nachvollziehbar!) festhalten. Irgendwo muss ich beginnen, und das scheint mir zu sein, festzustellen, was das bestimmende Element für mich ist. Das Fünfte?
Ich bin – und höchstwahrscheinlich seid auch ihr Leser – ein Exemplar der Art Homo Sapiens, des „verständigen Menschen“, daher liegt uns der Fortbestand und das Wohl und Wehe dieser unserer Art besonders am Herzen. Ihr Wohlergehen ist automatisch der oberste Rahmen unseres Handelns. Innerhalb der Art können wir kommunizieren und uns fortpflanzen, daher bildet sie die größte, allgemeine und natürliche Menge, die zusammenhängend zu betrachten ist.
Die Menschheit lebt auf einem Planeten, auf dessen Oberfläche wir jeden Ort mit geringem Aufwand erreichen können, in dessen inneres wir nur beschwerlich und wenig eindringen können und den wir noch nicht weit oder lange verlassen können. Wir haben uns die Erde Untertan gemacht, wir beherrschen Sie, wir haben die Fähigkeit und Macht, sie zu gestalten und zu verändern und das auch schon vielfach bewiesen.
Das bedeutet keineswegs, dass die anderen Arten, seien es Pflanzen, Tiere oder z.B. Bakterien weniger lebenswert oder wichtig oder niederer wären und beliebig behandelt werden könnten. Allein aus reinem Eigennutz ist eine Ausrottung nicht angezeigt, denn wir Menschen sind schon immer auf andere Lebewesen angewiesen um unsere Ernährung, Bekleidung, Werkzeuge, Unterkünfte, Fortbewegungsmittel oder Gesunderhaltung zu gewährleisten. Allein ist der Mensch nicht überlebensfähig sondern auf andere Organismen angewiesen, er lebt innerhalb eines globalen Systems, der Biosphäre.
Aus dieser Perspektive leitet sich für mich automatisch eine Art kollektiver „Sinn des Lebens“ ab: Für die eigene Art nützlich zu sein, sie zu sichern, ihr zu helfen. Das bedeutet, der Sinn nicht nur meiner Existenz und meines Lebens, sondern jedes Menschen ist oder sollte es meiner Auffassung nach sein, ein zuträgliches Exemplar unserer Art zu sein. Ihr nicht zu schaden, sondern im Gegenteil zu nützen, sie voran zu bringen.
Im Hinblick auf welche Aspekte, mit welchen Mitteln und wie das geschehen könnte möchte ich gerne hier mit einer Reihe weiterer Artikel diskutieren. Den Auftakt machen Ziel und Problemstellung, die Prämisse.
Der individuelle Sinn hingegen, also mein ganz eigener, persönlicher Antrieb und Ziel der Existenz unterscheidet sich vom kollektiven und ist natürlich wohl von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ich kann nur für mich sprechen, würde aber dennoch annehmen, dass es viele Mitmenschen gibt, denen es ähnlich geht. Zumindest schadet es nicht, sich einmal selbst Gedanken zu machen, was man im Leben erreichen möchte oder wie man es verbringen möchte.
Im Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit und damit Endlichkeit und Begrenztheit des eigenen Lebens, ist, so abgedroschen das auch klingen mag, der Weg das Ziel: Das Verbringen des Lebens an sich und weniger eine Art Aufstellung und Abrechnung an dessen Ende. Mir wohnt das Bestreben nach einer Mehrung des Glückes, also möglichst viel glücklich-sein inne. Doch wie ist das zu machen?
Eine Methode scheint für mich bislang gewesen zu sein, zu genießen, also eine weitere hohle Phrase, das „Carpe Diem“, „fange den Tag, genieße den Augenblick“: Das Bemühen, schöne Erlebnisse zu haben, viel zu entdecken, erfahren und zu lernen und die Essenz als gute Erinnerungen zu sammeln.
Nun sind all diese Aspekte keine wirklich bewussten Entscheidungen oder festgehaltenen Lebensmottos gewesen, sie scheinen mir stattdessen ganz automatisch und natürlich entstanden und entwickelt und ich mich unterbewusst an ihnen orientiert zu haben.
Was genau mir Freude bereitet und mich glücklich macht, ist auch nicht ganz einfach zu fassen. Eine Hauptrolle spielt auf jeden Fall das soziales Umfeld, die Eltern, Geschwister, Freunde und Bekannte, Lebenspartner. Auch hier wieder eine Phrase: „Qualität vor Quantität“ – es sind meist eher wenige, ausgesuchte Menschen und keine großen Mengen, mit denen ich die Erlebnisse teile.
Später mehr dazu.
Zu: „Ihr (Homo Sapiens) Wohlergehen ist automatisch der oberste Rahmen unseres Handelns“ – wäre schön, wenn das auf alle Menschen zutreffen würde, ich bezweifle das allerdings. Ich glaube es gibt durchaus viele Menschen, denen das Wohlergehen ihrer Mitmenschen gelinde gesagt egal ist, solange es keinen Nachteil für sie selbst bedeutet. Und wahrscheinlich einen kleinen Anteil Menschen, denen es gefällt, wenn es anderen Menschen schlecht geht. Das Phänomen, dass es in der Praxis nicht unbedingt so ist sprichst du später ja auch noch an mit „Letztlich können diese, vor allem letztere Dinge in unangenehme Situationen münden: Hochmut, Neid, Missgunst, Gier, Machtstreben und und -Ausübung etc.; in letzter Konsequenz Ausbeutung, Sklaverei, Krieg.“ Was ich damit sagen will: als Formulierung deiner persönlichen Ethik valide und durchaus sympathisch, aber ob jemand vom Typus Trump den Satz unterschreiben würde, halte ich für fraglich 😉
Ich glaube abgesehen von den technischen Herausforderungen liegt da das 2. Kernproblem beim Projekt gutes Leben für alle. Man müsste erstmal alle davon überzeugen, dass es wirklich für jeden das bestmögliche Modell ist. Die aktuellen Machtgefälle sind sicher nicht alternativlos, aber werden denke ich auch deshalb hingenommen, weil einzelne stark davon profitieren. Wir Bewohner der privilegierten Nationen zählen dazu. Wenn man radikal genug ist, kann man ne Menge Luxus verweigern, ist aber mit zu großen Unannehmlichkeiten verbunden. Die Idee, das Problem nicht durch Verzicht zu lösen ist auf jeden Fall ein spannender Ansatz. Die meisten Menschen befürworten es sicher sehr, ein gutes Gewissen zu haben, ohne die damit verbundenen Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen zu müssen.